Für mehr Vielfalt statt Einfalt

  • Zahlreiche Arten und Lebensräume sind vom Aussterben bedroht
  • Unterdessen hat der Verlust an Biodiversität ein solches Ausmass angenommen, dass auch unser Überleben gefährdet ist
  • In der Agrarpolitik brauchts einen Systemwechsel: eine standortangepasste Kreislauf-Landwirtschaft muss gefördert werden
  • Wertvolle Lebensräume wie Gewässerauen und Moore sowie allgemein grössere und besser vernetzte Schutzgebiete müssen geschaffen werden

Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Dazu gehören die Vielfalt der Arten, die Vielfalt der Ökosysteme und die genetische Vielfalt. Die Zerstörung dieser Vielfalt hat ein Ausmass erreicht, dass unser Wohlergehen der Menschen mindestens genauso bedroht wie der Klimawandel.

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES kommt in seinem neuen umfassenden Zustandsbericht zu einem beunruhigen Schluss: die Zerstörung von Lebensräumen und das Artensterben hat sich in den letzten 50 Jahren dramatisch beschleunigt und ein beunruhigendes Ausmass angenommen. Es geht nicht mehr um das Sterben von einzelnen Arten. Ganze Ökosysteme erodieren. Und der Klimawandel verstärkt noch diese negative Entwicklung.

Experten warnen, dass der Mensch damit seine eigene Existenz auf diesem Planeten gefährdet. Denn Biodiversität liefert uns unverzichtbare Ökosystemleistungen. Sie sorgt für fruchtbare Böden, für Nahrung, für sauberes Wasser und gute Luft, für die Speicherung von CO2 und erneuerbare Energie. Die Bewahrung der Schöpfung wird neben dem Klimaschutz zu einer grossen Herausforderung für die Menschheit.

In der Schweiz gibt es viel Einfalt statt Vielfalt

Die zunehmende Versiegelung der Böden, verbaute und übernutzte Flüsse und Bäche, die Trockenlegung von Mooren, die Intensivierung der Landwirtschaft, die Ausbreitung gebietsfremder Arten lassen Tier- und Pflanzenarten aussterben. Unsere Landschaften werden immer einfältiger, statt vielfältiger. Rückstände von Pestiziden, Insektiziden, giftigen Substanzen finden sich überall: in den Bächen, im Grundwasser, in den Tieren. In der Schweiz ist die Biodiversität in einem schlechten Zustand. Rund die Hälfte der einheimischen Tier- und Pflanzenarten ist bedroht oder potentiell gefährdet. Die Schweiz hat damit den höchsten Anteil an gefährdeten Arten in Westeuropa. Mit den Alpen trägt die Schweiz eine besondere Verantwortung für die Bewahrung der Biodiversität. In den Alpen gibt es viele Tier- und Pflanzenarten, die es nirgends sonst auf der Welt gibt.

Nichtstun wird teuer

Unser Wohlergehen hängt stark von einer funktionierenden Natur ab. Mit dem Massensterben der Insekten gehen uns beispielweise die Bestäuber unserer Nutzpflanzen verloren, eine Ökosystemleistung, die unbezahlbar ist. Die Autoren des IPBES-Berichtes sind der Ansicht, dass ein weiteres Wirtschaftswachstum nur dann zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann, wenn dieses Wachstum nicht mehr auf Kosten der biologischen Vielfalt und der Naturleistungen zum Wohle der Menschen geschieht.

Unsere Forderungen

  • Systemwechsel der Agrarpolitik: Förderung einer standortangepassten Kreislauf-Landwirtschaft; weg vom Kraftfuttereinsatz für die Milch- und Fleischproduktion, gezieltere Abgeltung von Leistungen im Natur- und Landschaftsschutz, anstatt der Kalorienproduktion; Beseitigung von Fehlanreizen v.a. bei «Strukturverbesserung» und biodiversitätszerstörenden Direktzahlungen; Verbot von Pestiziden
  • Mehr Mittel, damit der Aktionsplan Biodiversität des Bundes umgesetzt werden kann
  • Förderung von Anreizen für gesunde und fruchtbare Böden, Vernässung von Mooren und vielfältigere und strukturreichere Wälder als CO2-Senke
  • Grössere und bessere Vernetzung der Schutzgebiete
  • Stärkere (verursachergerechte) Finanzierung von Gewässerrevitalisierungen