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© Ammann/Somedia

Es ist wissenschaftlich untersucht und erwiesen, dass Pestizide eine schädliche Wirkung auf unsere Bienen haben. Es können in der Schweiz zwar nur wenig Fälle von akuten Vergiftungen mit synthetischen Pestiziden nachgewiesen werden. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Arbeiterinnen, die auf dem Feld oder in Obstbäumen direkt mit Pestiziden in letaler Dosis in Kontakt kommen, den Weg zurück ins Bienenvolk meistens nicht mehr schaffen. Imkerinnen und Imker können lediglich einen Rückgang der Volkstärke feststellen, den Nachweis durch eine Analyse von toten Bienen ist aber nicht möglich.

Fruchtbarkeit der Bienen wird geschwächt

Im Grossen und Ganzen wissen wir viel zu wenig über die möglichen Auswirkungen von synthetischen Pestiziden und deren Abbauprodukten auf die heimische Fauna und Flora. Das, was aber untersucht wurde, lässt keine Zuversicht aufkommen. Wissenschaftlich untersucht bei den Bienen wurden beispielsweise die chronischen Auswirkungen bei Kontamination mit subletalen Dosen von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden. Als besonders schlimm erwiesen haben sich dabei die sogenannten Neonicotinoide, insekten-spezifische Nervengifte, die sowohl die Arbeiterinnen wie auch die Bienenkönigin und ihre Fruchtbarkeit schwächen können. Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit wurde dabei auch bei Hummeln festgestellt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Wirkungen auch die zahlreichen Wildbienenarten und viele andere Insekten betreffen.

Der Einsatz von synthetischen Pestiziden ist ein Teufelskreis. Wir müssen aus dieser Abhängigkeit aussteigen, da sich das Problem mit der rapid schwindenden Biodiversität weiter verschärft.
Rolf Marugg, Imker, Alt-Landrat Verda, Davos

Der Einsatz von Pestiziden in Landwirtschaft und Gartenbau sowie Zierpflanzenproduktion ist sicher ein Faktor des in erschreckendem Ausmass festgestellten Rückgangs der gemessenen Biomasse bei den Insekten. Leider werden die finanziellen Mittel, die für die Erforschung der Auswirkungen der Pestizide auf die Umwelt und die Menschen notwendig wären, gekürzt anstatt aufgestockt.

Herbizid-Einsatz auch auf Alpen

Nebst meiner Sorge um die Bienen und die Artenvielfalt bei den Insekten beschäftigt mich auch der Herbizid-Einsatz auf unseren Alpen, den ich auf Wanderungen immer wieder beobachten kann. Als ausgebildeter Landwirt mit Erfahrung im Pestizideinsatz kann ich erkennen, wenn Pflanzen mit Herbiziden behandelt worden sind. Und wenn ich dann noch feststellen muss, dass selbst geschützte Pflanzen wie der Gelbe Enzian notabene an einem Kräuterwanderweg mit Herbiziden traktiert werden, so kommen mir schwere Bedenken ab der bäuerlichen Argumentation, dass Pestizide nur gezielt und wenn notwendig eingesetzt werden. Oftmals werden auch Abstände zu Gewässern nicht eingehalten, auch beim Aus-bringen von Mist und Gülle. Ein Problem beim Pestizideinsatz auf den Alpen ist auch, dass die Substanzen in Höhenlagen langsamer abgebaut werden, da die Prozesse in den Pflanzen und im Boden aufgrund der tieferen Temperaturen langsamer ablaufen. Die Wartefristen zwischen Behandlung und dem Zeitpunkt, bis die behandelten Flächen wieder zur Beweidung freigegeben werden können, wären bei an die Höhenlagen angepassten Fristen aufgrund der kurzen Saison gar nicht einhaltbar. Solche Anpassungen der Warte-fristen sind zudem kein Bestandteil der Auflagen bei der Zulassung durch die Bundesbehörden.

Grenzwert zig-fach überschritten

Auch wenn der Pestizideinsatz in der Schweizer Landwirtschaft gemäss Statistik in den letzten Jahren zurückgegangen ist, finden sich in Gewässern und im Grundwasser in Gebieten mit mehr oder weniger intensiver Landwirtschaft Pestizide und Abbauprodukte, die gesetzliche Grenzwerte zig-fach überschreiten. Zudem sind die eingesetzten Pestizide weit stärker, das heisst unter dem Strich schädlicher für die Umwelt.

Abgesehen davon, dass Pestizide für den Menschen gesundheitsschädlich sind, wirken sie sich negativ auf viele andere Lebewesen aus. So ist es nachgewiesen, dass biologisch bewirtschaftete Böden viel mehr Bodenlebewesen enthalten als konventionell bewirtschaftete. Gerade diese Vielfalt im Boden ist die Basis für gesunde und widerstandsfähige Pflanzen. Der Einsatz von synthetischen Pestiziden ist ein Teufelskreis. Die Pestizide verschlechtern die Böden, was die Pflanzen anfälliger für Schädlinge und Krankheiten macht, die dann wieder mit Pestiziden bekämpft werden.

Wir müssen aus dieser Abhängigkeit aussteigen, da sich das Problem mit der rapid schwindenden Biodiversität weiter verschärft. Je länger wir zuwarten, desto schwieriger wird’s. Deshalb werbe ich mit voller Überzeugung dafür, 2 x Ja zu stimmen zu den Agrarinitiativen am 13. Juni.